Sommer-Roadtrip, Kapitel 1: Maisfeldoverload
1. Etappe – Ammer-Amper-Radweg
Fürstenfeldbruck nach Moosburg a. d. Isar
Es ist einer dieser Morgen, da klingelt der Wecker und eigentlich möchte man im Bett liegen bleiben und am liebsten einfach die Decke über den Kopf ziehen. Obwohl die Sonne draußen bereits fröhlich strahlt.
Irgendwie hatte ich so gar keine Lust mehr auf das, was ich mir da vor genommen habe. Etwas, worauf ich mich seit dem festen Plan, schon ziemlich gefreut habe. Vielleicht war es auch einfach Respekt vor dem was da draußen auf mich warten würde?
Niemals! 😉
Nach ein oder zweimal Summer drücken habe ich mich dann doch aus dem Bett gequält und stelle mich der Herausforderung.
Es ist etwas kühl, als ich den Rucksack schultere und das Rad aus dem Keller hole. Die Trinkflasche im Halter verstaut, das Werkzeugtäschchen am Sattel fest gemacht, lehnt es da nun am Zaun und wartet geduldig.
Dann schalte ich mein Navi an und bin etwas irritiert: Hatte meine bisherige Planung nicht gesagt es seien 68 Kilometer? Jetzt zeigt mir das Navi auf einmal knappe vierzehn Kilometer mehr! Über 80 Kilometer?! Zu Hilf!
Den leichten Schock in den Knochen habe ich mich dennoch in den Sattel geschwungen und ohne weiteres Zögern hatte ich das Gartentor auch schon passiert.
Mit jedem Tritt in die Pedale glitten die Gedanken zu den vielen Kilometern die da vor mir liegen würden. Etwas aufgeregt war ich ja schon…
Erst ging es auf bekannten Pfaden durch waldige Umgebung direkt an der Amper entlang. Ziemlich schnell bin ich in Dachau und folge der guten Beschilderung weiter. Allershausen ist der nächste große Ort und bereits jetzt tun mir die Arme weh, der Rucksack drückt mich schier auf den Lenker.
Jaja, alle denen ich von meinem Plan erzählt habe, hatten mich gewarnt: Gepäck auf dem Rücken beim Radeln wird kein Spaß.
Irgendwie demotivieren mich die Schilder, die mir die Richtung weisen, jetzt schon. Die 28 Kilometer nach Allershausen werden und werden nicht weniger. Da steht ewig eine 2 vorne!
Als der Kranzberger See ausgeschildert wird, beschließe ich dort auf jeden Fall eine Badepause einzulegen.
In der Zwischenzeit ändert sich die Landschaft, der Weg driftet immer mehr aus dem Wald hinaus und vom Fluss weg, in Richtung Maisfelder, in praller Sonne! Meine Handgelenke tun weh, langsam merke ich meinen Hintern… Ich habe so keinen Bock auf das, was ich gerade tue!
Warum ich weiter fahre? Durch die pralle Mittagshitze? Weil sich dann doch so langsam eine Art Flow einstellt. Zwar langsam und zaghaft, aber da kommt was auf.
Nach gefühlten 100 Kilometern (in Wirklichkeit sind es bereits knapp 40) erreiche ich endlich den See. Die Abkühlung kommt mir gerade recht und so mache ich erstmal eine Plantsch- und Schwimmpause.
Leider stelle ich hier fest, dass ich meine Kopfhörer vergessen habe! Eine Woche ohne Musik! Das war ein ziemlicher Downer…
Nach knapp einer Stunde geht es weiter.
Und der nächste Stimmungstiefpunkt ist erreicht: Eine Wegsperrung vor Allershausen! Ich kann den Ortsrand doch schon am Horizont erkennen! Durch das frisch gepflügte Feld neben der Absperrung will ich jetzt auch nicht unbedingt mit meinem Rad walzen. Also umgedreht und nochmal einen Umweg von mindestens 4 Kilometern gefahren.
Nach Allershausen weichen die Schotterwege einer Teerstraße! Durch… Maisfelder! Und die Amper? Keine Ahnung, die fließt angeblich irgendwo einen knappen Kilometer von mir entfernt vorbei.
Bei Schnotting (Schnotting! The Place To Be!) ragt aus dem Wald rechts von mir ein großer Kalksteinfelsen auf. Hin komme ich allerdings nicht ohne größeren Umweg und so fahre ich weiter.
Wie ein Cowboy reite ich durch die pralle Sonne, der Asphalt vor mir flirrt in der Hitze… Ich bin seit Kilometern auch keiner Menschenseele mehr begegnet, außer mir fährt noch eine Radlerin augenscheinlich den gleichen Weg wie ich.
Mittlerweile tun mir meine Arme und Hände gar nicht mehr weh, aber mein Hintern!*
Als ich in Moosburg ankomme, eile ich geschwind zum B&B. Das GPS sagt mir, dass ich heute ca. 86 Kilometer gefahren bin. Ohne Pausen in 5:10 Stunden. Ob das eine gute Leistung ist? Keine Ahnung.
Aber wer hätte gedacht, dass bei solcher Hitze draußen eine heiße Dusche mal so erholsam sein kann?!
Den Abend lasse ich mit einem kleinen Spaziergang durch (sehr schöne) Altstadt und Amperufer ausklingen…
Tief im Innern bin ich sehr enttäuscht. Wovon? Von mir vielleicht, vom Weg auf jeden Fall!
Etappe: 86,29 km, 5:10 h
*Arsch-Pain-Level (APL): 4 von 10