Wie Mephisto und ich Freunde wurden

Wie Mephisto und ich Freunde wurden

Ich bin der Geist der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles was entsteht
Ist werth daß es zu Grunde geht;
Drum besser wär’s daß nichts entstünde.
So ist denn alles was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.
– J. W. v. Goethe

Teufelstättkopf 2017

Ruhe breitet sich aus, als ich den Weg an trete.
Durch die Schlucht, mit dem plätschernden Wasser und rauschenden Wasserfällen. Kühle Herbstluft weht mir entgegen und die erste Unsicherheit verschwindet zusehends.
Heute geht es gewohnte Pfade. Und dennoch… Dennoch ist alles anders.
Die Alm ist schnell erreicht, die Augen können sich kaum satt sehen an den Farben des Herbstes.
Gold-gelbe Buchenblätter vermischen sich mit dem gelb der Lärchen.

Teufelstättkopf

Teufelstättkopf 2017

Die Kuhglocken sind schon vor einigen Wochen verstummt, als der traditionelle Almabtrieb begonnen hat. Aber man sieht, dass sie noch nicht so lange fort sind.
An der Alm halte ich kurz inne, mache Pause. Genieße diese unglaubliche Stille. Niemand ist hier außer mir, der Wind und ein paar Dohlen die kreischend über den Gipfeln im Wind spielen.

Teufelstättkopf 2017

Und dann, dann geht es los. Auf den Pfad, der damals – vor einem Jahr – so ungefähr alles entschieden hatte, was es zu entscheiden gab. Der mir Hoffnung gemacht und mir gleichzeitig den Mut genommen hat. Der mich klein und weich zurück ließ. Abgeprallt an einer nicht überwindenden Mauer aus Fels.

Teufelstättkopf 2017

Ich gehe recht schnell, komme bald an jenem Felsen vorbei.
Komm, du schaffst das schon! – ohne dich wäre ich wohl nicht weiter gegangen. Mit dir, käme wohl ich nie dort hoch!
Zu wissen, was das Ziel ist und auf der Stelle treten, weil man gebunden ist an eine Stelle, einen Ort, an eine Zeit, an Menschen und Dinge die sämtliche Ziele unerreichbar machen.
Heute nicht.

Teufelstättkopf 2017

Mit einer Mischung aus Mitleid und Genugtuung gehe ich an diesem Felsen vorbei. Keine Träne war es damals wert vergossen zu werden.
Das Ausgesetzte Stück? Wo ist das ausgesetzt? Das ist ein Witz! Das ist ein Weg – ohne Probleme zu überschreiten.
Und kurz vor dem Gipfel angekommen, frage ich mich: War es das? War das wirklich so beängstigend, was sich da vor mir aufbaut? Wer hat sich verändert? Der Berg oder ich? – Vielleicht wir beide.
Ohne nur einmal zu zögern, ohne nur eine Spur an Angst oder Zweifel greife ich den Draht, drücke mich an der Felswand hoch. Der Fels fühlt sich warm und gleichzeitig kühl an. Beinahe schon – weich. Ein gutes Gefühl! Mit sicheren Schritten und ein paar beherzten Griffen an die Wand bin ich oben. Empfangen vom beißend kalten Wind, der die Herbstluft mit sich bringt.

Teufelstättkopf 2017

Geschafft! Das war es. Den Berg kurz freundschaftlich auf die Schulter geklopft und mit einem Freudensjauchzer das Gipfelkreuz umarmt. Heute bin ich alleine. Ganz alleine. Nur ich, der schneidend kalte Wind und ein paar Dohlen.
Lange bleibe ich da oben, kann mich kaum satt sehen. Am Schnee, am Sonnenschein, am Fels, an dem bunten Wald der sich unter mir ausbreitet.

Teufelstättkopf 2017

Das Ziel? Verdammt noch mal da hoch zu kommen!
Dort hin wo ich immer hin wollte.
Die ganze Zeit. Hier. Jetzt.
Und das nimmt mir niemand mehr.

Teufelstättkopf 2017

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