Call Of The Mountain
Morgens ist es noch dunkel als ich am Bahnhof in München auf den Zug nach Lermoos warte.
Es ist kalt, ich friere und bald kriecht die Kälte durch die Schuhe zu den Zehen.
Der Zug ist beinahe leer als ich endlich einsteigen kann und auch mollig warm.
Als er durch Starnberg fährt schimmert die erste morgendliche Sonne über dem nebelverhangenen See. Schillernder Tau kündigt einen sonnigen Herbsttag an.
Und während der Zug weiter rollt, ich halb verschlafen, halb verträumt dem Geschehen folge, das an mir vorbei zieht, verschwindet bald die Sonne verschluckt von dicken Nebelschleiern. Der Zug scheint durch einen grauen Tunnel zu fahren. Während sich draußen die Welt von flachem Grün in felsige Bergwelt verwandelt.
Manchmal würde ich diese Momente in irgend einer Wiese festhalten können. Leider verblassen sie auch im Gedächtnis zu schnell. Man kann sie so auch nie teilen um anderen zu zeigen wie schön die Welt dort draußen ist. Und so versuche ich wenigstens so viel in mich auf zu saugen wie nur möglich.
Als der Zug schließlich das Ziel erreicht, lichtet sich der Nebel im Tal bereits. Nur vereinzelte Fäden aus schillerndem Grau trotzen der weiter steigenden Sonne, bis auch diese verblassen.
Der Weg zieht ein paar Meter vom Bahnhof in Lehrmoos gleich ordentlich an.
Führt an der Tuftlalm vorbei und gibt einen unglaublichen Ausblick auf Ehrwald und die Zugspitze frei. Doch für mich geht es weiter. Ich folge dem Wegweiser „Ups Daniel 2,5 Std“ weiter stetig bergan.
Noch bietet der Nadelwald um mich herum genügend Schatten doch je höher ich komme, desto kleiner wird der Wuchs und bald schon ist die Baumgrenze erreicht.
Die Sonne knallt trotz der niedrigen Temperaturen erbarmungslos hinab. Allerdings macht der Aufstieg jetzt erst richtig Spaß. Geröll, dicke Felsen und ein Weg der sich oft etwas am steilen Abgrund entlang schlängelt ohne aber große Höhenangst zu verursachen.
Bald passiere ich ein Schotterfeld und da ist er – der Grat zum Gipfel! Zuvor schien es mir er wäre unerreichbar! So hoch und so weit, der Weg schier endlos durch die pralle Sonne. Doch jetzt geht es ganz schnell.
Die letzten Höhenmeter haben hier und da noch ein paar ausgesetzte Stellen, sind aber ohne Probleme zu bewältigen.
Am Gipfelkreuz tummeln sich doch einige andere Bergsteiger, doch die Aussicht ist grandios. Die Zugspitze baut sich wie eine riesige Wand vor einem auf. Man sieht die Seilbahnen und das Hotel, welches den Gipfel oben verunstaltet.
Der Rundumblick zeigt die ersten Schnee verzierten Gipfel. Im Westen kann man bis nach Füssen sehen.
Was für eine grandiose Welt sich hier auf tut!
Ein paar Dohlen kommen nahe heran gehüpft, es könnte ja was für sie herausspringen. Bald steigen sie wieder in die Lüfte und wirbeln akrobatisch um das Gipfelkreuz herum.
Lange bleibe ich dort oben sitzen. Es ist warm, es geht kaum Wind. Außerdem kann ich mich kaum satt sehen und glaube es immer noch nicht, dass ich es endlich wieder über zweitausend Meter (2340 m um genau zu sein) geschafft habe. Viel, viel, viel, viel zu lange ist das schon her.
Der Weg bietet mir nun zwei Optionen ich kann weiter über den Grat in den Westen gehen und die Upsspitze mit nehmen, doch ich entscheide mich dagegen. Weiß wie mich der Rückweg schlauchen wird. Und so steige ich den gleichen Weg wieder ab.
Was eine gute Idee war. Als ich an der Alm ankomme merke ich bereits wie ausgelaugt ich bin. Mein Fuß (der im Sommer leider verletzt war) meldet sich wieder Phasenweise. Mein Kopf brummt und schmerzt vor sich hin. Zum Trinken zwinge ich mich, an Essen ist nicht zu denken.
Dort auf der Almwiese erlaube ich mir eine kurze Pause, ziehe die Schuhe aus und strecke alle Viere von mir. Über mir thront die Zugspitze, und ich frage mich, ob ich es dort hoch schaffen würde…
Eine kurze Rast und weiter geht es. Wie im Tunnel steige ich die letzten Höhenmeter ab und erreiche den Bahnhof mit zitternden Beinen.
Der Gipfel versteckt sich hier wieder hinter dem Wald. Aber ich weiß, dass er hoch ist.
Und das ich ihn geschafft habe…
Jahresziel erreicht – am letzten Septembertag. 🙂
Nach wandern kannst du die Tour hier. Allerdings ist das kein Sommerberg, da der Aufstieg nur am Südhang entlang geht.
Nimm aber auch im Herbst/Frühjahr vor allem genug zu Trinken mit! Ich habe meine 3 Liter am Anfang verflucht, aber am Schluss war beinahe nichts mehr übrig.
Als Anfänger würde ich allerdings eine andere Route wählen. Technisch gibt es nur ein paar Stellen die Trittsicherheit oder Schwindelfreiheit verlangen, doch die vielen Höhenmeter sind wirklich (!) nicht zu unterschätzen. Durch das Schotterfeld würde ich persönlich auch zu hohen Wanderschuhen raten. Aber das ist jedem selbst überlassen. 😉
Ich war auch heilfroh das ich Wanderstöcke mitgenommen habe. Die töten zwar die Streetcredibility komplett, aber Deine Knie danken es Dir später! 😉