Jurasteig ~ Tag 2
Tag 2: Bad Abbach – Eilsbrunn ~ 16,3 km
Tag zwei geht lost mit einem ordentlichen Frühstück. Ich packe mir noch ein paar Sachen für unterwegs ein und beschließe trotzdem noch bei einem Bäcker ein zu kehren.
Bad Abbach ist nicht weiter erwähnenswert, ein Kurort halt. Dennoch mache ich einen kleinen Schlenker zum örtlichen Aussichtspunkt. Allerdings ist auf Grund des Wetters die Aussicht nicht sonderlich imposant.
Nach dem ich mir beim Bäcker noch ein bisschen Proviant gegönnt habe, geht es erstmal los mit der Suche nach dem Weg. Nach ein paar Umwegen merke ich, dass ich zig mal am Schild vorbei gelaufen bin, dass mich unter der Bahn entlang führen sollte.
Kurz darauf, verfranse ich mich wieder, weil der ausgeschilderte Weg am Fluss entlang einfach im Dickicht auf hört und ich falsch abbiege um anschließend an der Landstraße entlang wieder zum richtigen Weg zu finden. Also wer es mag, sich durch mehrere Meter Brombeergebüsch zu prügeln, der soll den offiziellen „Weg“ nehmen, alle anderen halten sich bitte beim Fahrradweg rechts. 😉
Bald schon schlängelt sich der Weg wieder durch Wald und Hügellandschaft. Ein schöner Buchenwald tut sich vor mir auf und man erkennt auf einmal die Schneegrenze.
Während am Boden alles nass und feucht ist, leuchten die Baumkronen in schönem Weiß. Wie Puderzucker. Je höher ich komme, desto niedriger wird die Schneegrenze und bald habe ich auch ein bisschen Schnee auf dem Weg.
Heute gibt es eine lustige Abwechslung auf der Strecke und zwar erwartet mich eine Flussquerung über die Donau via Personenfähre.
Als ich am Flussufer an komme, steht dort niemand. Verunsichert schaue ich auf die Uhr. Kurz vor zwölf. Eigentlich noch keine Mittagspause. Und wie ich mich umschaue, kommt auch schon ein älterer Herr auf mich zu und fährt mich ans andere Ufer.
Die Fähre ist mit einer Art Seilzug an einem Draht befestigt. Der Kapitän stößt das Boot vom Ufer ab, den Rest macht die Strömung und das Seil. Nur um richtig zu landen, stochert er nochmal ein paar mal. Eine lustige Konstruktion.
Nach einer kurzen Mittagspause am anderen Ufer geht es weiter. Hier bläst ein kalter Wind und ich freue mich, als ich nach ein paar Minuten wieder in den Wald eintauchen kann.
Hier ist wieder keine Menschenseele. Auf diesem Weg treffe ich zum ersten Mal auf den kleinen Ritter, der den Ritter- und Burgenweg markiert. Ich folge ihm zu einem alten Burgstall von dem man eine grandiose Aussicht auf die Donau hat.
Die Geschichte des Burgstalls Schwarzenfels (heute nicht mehr als ein paar Hügel) verläuft wie fast jede in dieser Gegend.
Zwischen 1240 und 1245 beginnt Herzog Ott II. Mit dem Bau der Burg.
Dies gefiel den Kirchenoberhäuptern in der Region gar nicht und so wurde der Bau nur knapp vor Vollendung eingestellt. Begründung war, dass die Kirchen in der Region Angst vor Raubzügen des Herzogs hatte, der wohl kein großartiger Kirchenfreund war.
Danach stand die verwaiste Anlage noch weiter 200 Jahre herum. Bis heute kann man wohl unter dem dichten Herbstlaub noch Mörtelreste dieser Zeit entdecken.
Bald wandeln sich die schmalen Pfade zu Forstwegen und da es hier wieder in höhere Gefilde geht schlendere ich hier wieder schöne Winterlandschaft.
Als ich an eine Kreuzung mit Kapelle komme, treffe ich auf ein Reh. Ich bleibe stehen und beobachte es aus dem Augenwinkel. Erst bemerkt es mich nicht, dann starrt es mich kurz erschrocken an und springt hektisch ins Dickicht.
Diese Landschaft wird nun musikalisch untermalt. Bei manchen Liedern fühle ich immer noch diese unglaubliche kalte Ruhe, dieses Wegstücks. Nur ich, der Wald und der Forstweg. Und obwohl ich eigentlich nicht so der Forstweg-Fan bin, ist es so wie es ist gerade genau richtig.
Bald geht es wieder bergab und der Schnee verschwindet. Bald komme ich an eine Kreuzung an der eine große gelbe Villa (auch „gelbes Haus“ genannt) steht.
Dort steht ebenfalls ein Schild, das die lebhafte Geschichte des Ortes beschreibt. Erbaut im 19. Jahrhundert ist es erstmals Sitz einer Papierfabrik, die Energie dafür wurde via Wasserkraft aus der Schwarzen Laber gewonnen. Gegen Ende des zweiten Weltkriegs wurden hier Volksdeutsche aus Rumänien und Sudetenland untergebracht.
Kurz darauf tauchte ich wieder in den Wald ein, nach einigen Höhenmetern führt mich der Weg dennoch wieder aus dem Wald hinaus und in der Ferne kann ich schon mein heutiges Ziel Eilsbrunn erkennen.
Dort nächtige ich in einem „Bierhotel“*, der alten Brauerei zu Eilsbrunn, die nun als Hotel umgebaut wurde. Von hier wurde übrigens schon im Jahre 1030 Bier nach Schloss St. Emmeram geliefert.
Nebenan befindet sich das älteste Wirtshaus der Welt*. Dieses befindet sich seit 1658 im Besitz der gleichen Familie. Wenn man die Räumlichkeiten betritt, kann man die Geschichte schon sehen. Nicht nur die Fassade weißt einige Zeitzeugen auf, auch die Einrichtung ist mit lauter Geschichten gespickt. Zerstört im Dreißigjährigen Krieg, wurde es wieder aufgebaut. Die Grundmauern sind wohl bis heute die Originalen.
Man hätte auch die Möglichkeit in das Museum zu gehen und sich vom Wirtsvater durch die Räumlichkeiten führen zu lassen. Aber es ist schon spät, als ich meine Käsespätzle bestelle und auch so erzählt das Haus ganz viele Geschichten, wenn man genauer hin schaut.
Im Spätzle-Fresskoma geht‘s für mich aber bald schon ins Bett nebenan.
Ich würde sagen, mit diesem Abschnitt hätten wir dann auch den Bildungsauftrag erfüllt. 😉
*Werbung – oder auch nicht. Weder für Anleitungen, Markennennungen, noch für musikalische Tipps werde ich hier bezahlt.