Unter die Haut
Nicht all zu weit entfernt von Reykjavík befindet sich eine Hochebene, die man nur über eine kleine Schotterpiste erreicht. Dort – ganz ungesehen und unscheinbar – breitet sich ein unterirdisches Lavehöhlengeflecht aus.
Surtshellir und Stéfanshellir waren einst zusammenhängend, über knapp 3 Kilometer erstreckte sich das Geäst. Nun werden die Höhlen durch einen 20 Meter breiten Einsturz getrennt.
Die Schilder sagen; man darf diese Höhlen selbst erkunden. Am besten mit (Fahrrad-)Helm und Taschenlampen.
Den Fahrradhelm hatten wir nicht, aber eine(!) Stirnlampe. Los geht es! Tief in das innere der Erde.
Dunkelheit umschließt uns bald wie eine dichte Decke und ein stetiges Tropfen ist das einzige Geräusch das nicht durch uns verursacht wird. Wenn wir die Lampe ausschalten und den Atem anhalten, uns still und ruhig verhalten hört man – Nichts.
Wie ein Vakuum saugt uns die Finsternis ein. Ein Schaudern – und das Licht geht wieder an.
Kletternd bahnen wir uns einen Weg über riesige Felsbrocken. Schlittern über wackelige Steinplatten. Kälte greift mir ihren Fingern nach uns. Eis hängt an den Wänden und zwischen dem Geröll. Man sieht im Licht der Lampe den eigenen Atem.
Wo einst Verstoßene Zuflucht suchten sind nun wir. Und als wir uns wie kleine unbedeutende Abenteurer unseren Weg aus der Höhle erklettern, empfängt uns der stetige Wind der Ebene. Und Sonnenschein.
Um uns herum nur unwirkliche Landschaft. Als habe jemand mit einem großen Messer die Erde aufgeschnitten. Als wäre die Erddecke einfach aufgeplatzt und hätte Blasen an schwarzem Gestein heraus gespuckt.
Wahrscheinlich war es auch so. Das erste Mal kann ich verstehen warum Menschen Geologie studieren. Hier ist sie greifbar. So nah, so wirklich.