Norges Største Infinity Pool
Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir das mit der Midtsommernatt in Norwegen etwas anders vorgestellt.
Zuvor hatte ich an blühendes Heidekraut, leise vor sich hin köchelnden Tee auf dem Trangia, dazu ein frisches Kvikk Lunsj und vor allem Sonne vorgestellt. (Und überhaupt, dieses Midtsommer, das kann so anstrengend sein! Aber dazu lasse ich mich mal in einem anderen Eintrag aus – vielleicht. ;))
Nun ja… Tee hatte ich, dazu gab es Freia Schokolade. Die Sonne ließ sich nicht blicken.
Und so gab es statt der großen Fjelltour einen kleinen Tagesausflug. Vom Campingplatz aus auf den nächsten Berg der da halt so herum stand.
Immerhin hat es nicht geregnet, das kam erst abends, wo die Feuer ja eigentlich brennen sollten…
Der Weg führte erst etwas unspektakulär zwischen Ferienhäusern hindurch. Bald hatten wir diese hinter uns gelassen und folgten einem schönen Wanderpfad immer bergan entlang an Birkenwäldchen, gurgelnden Bächen und ab und zu trafen wir auf ein paar neugierige Lämmer.
Je höher wir kamen desto spärlicher wurde die Vegetation. Schließlich gab es nur noch ein paar Zwerg-Birken, die sich im Windschatten großer Felsen nah an den Boden drücken. Nur sehr wiederständige Pflanzen können hier oben überleben. Moos, Flechten, Beeren und eben Heidekraut.
Trostlos scheint es hier oben zu sein und dennoch tauchen die vielen Flechten den Berg in kunterbunte Farben.
Der Gipfel wartet dort wie gewohnt aus schroffem grauen Gestein. Die Aussicht geht weit hinab nach Oppdal, Trollheim (!) und weit hinein ins Dovrefjell. Die hohen, zum Teil verschneiten, Berge liegen wie Wellen am Horizont.
Die Aussicht war zwar besser als jener Tage in Schottland, als der Pep of Glencoe bewandert wurde, dennoch gab es ein kleines Déjà vu in Form von gefiederten Beobachtern.
Herr und Frau Rype gaben sich die Ehre uns den halben Tag unauffällig auffällig zu beschatten.
Bald erspähten wir etwas unterhalb des Gipfels einen See, den wir sogleich näher in Augenschein nehmen wollten. Schön lag er da. Je nach Blickwinkel schien es, als habe der See keine Begrenzung und mündete direkt im wolkenverhangenen Weite.
Sonderlich leise war es an diesem Ort jedoch nicht. Während sich Familie Schaf wie gewohnt nur durch das Glockengeläut bemerkbar machte, stritten sich Familie Fjellmöwe und Rype lauthals.
Als dann auch noch ein Küken der Möwen vom Berg hinab zum See watscheln wollte, brach ein kleiner Krieg aus. Der nach einiger Zeit auch uns traf. Die Möwen flogen etliche Scheinangriffe auf uns. Mit lautem Kreischen und rauschenden Flügeln stießen sie hinab, so nahe das die Federn beinahe unser Haar streiften. Erst als wir uns etwas weiter abseits nieder gelassen hatten gaben sie etwas Ruhe.
Wie lange wir dort oben waren kann ich im Nachhinein nicht sagen. Irgendwann haben uns die immer düsterer werdenden Wolken zum Rückweg gezwungen. Wieder über die schroffen Felsen, hinab über weiches Heidekraut und Flechten.
Durch den Birkenwald deren Stämme sich vom Wind und Schnee sichtlich verformt hatten. Vorbei am plätschernden eiskalten Bächlein. Hinab in die Zivilisation, welche uns mit all den leer stehenden Skihütten begrüßte.
Takk skal du ha, Stølhøa.
Eine wunderschöne Tour die noch beliebig weiter geführt werden kann. So ist sie gut Nachmittags füllend und Aussichtsreich. Die (norwegische) Tourenbeschreibung findest Du hier.