Jurasteig ~ Teil 4

Jurasteig ~ Teil 4

Tag 4: Pielenhofen – Kallmünz ~ 15.7 km

Heute ist der letzte Tag meiner kleinen Reise. Ich frühstücke in der Klosterstube und unterhalte mich kurz mit dem Wirt. Mir ist zuvor eine Art selbst gemalte Karte aufgefallen, er erzählt mir, dass dies ein Apotheker aus dem Ort angefertigt hat. Einer der ersten mit einem Auto. Dieser Apotheker und ein Freund fuhren einmal nach Italien und hoch in den Norden. Für damalige Zeit sicher ein riesiges Abenteuer.
Ich bin begeistert. Altes Zeug, dass Geschichten erzählt war schon immer etwas für mich. Gedanklich versuche ich mich hinein zu versetzen, wie sich das wohl angefühlt haben mag.
Der Wirt erzählt mir auch noch stolz, dass sie einmal im Jahr Versorgungstation vom Jura-Ultra-Tail sind. Das ist ein Trailrun über die gesamte 237 Kilometer des Steigs.
Deswegen sind auch die Wegmarkierungen alle mit Reflektoren ausgestattet. Wieder was gelernt.
Bald ist es aber an der Zeit das Zimmer frei zu machen.

Draußen ist es wie immer kalt und nass. Regnen tut es aber bisher nicht.
Der Weg führt mich hinaus aus dem Ort, entlang an einem Fluss. Von hier kann man nochmal sehr gut die altehrwürdige Klosteranlage bestaunen. Doch bald schon zweigt der Weg ab und es geht wieder in den Wald hinein.
Hier beginnt bald ein Naturreservat, in dem ein Urwald entstehen soll. Nur die Wanderwege werden von Totholz bereinigt, der Rest bleibt liegen und darf tun, was Totholz halt so tun muss.

Gleich wird die Stimmung anders. Der Wald ist irgendwie dichter, lebendiger. Es gibt mehr zu sehen. Graue Felsen tauchen neben dem Weg auf, dicke Baumstämme sind mit dichtem Moos bewachsen.
Ich treffe unterwegs nicht nur kleine Vöglein, sondern auch ein paar wachsame Rehe. Und seltsame Hinterlassenschaften mitten auf dem Weg…

Na, weißt Du, was das ist? Ich verrate es Dir! Es handelt sich um ausgekotzte Mistelfrüchte – höchstwahrscheinlich von einem Baum- oder Steinmarder ausgeschieden.

Bald setzt Schnee ein und fällt in dicken weißen Flocken durch die Baumwickel hindurch.
Plötzlich bleibe ich stehen. Keine zehn Meter vor mir kreuzt ein Rotfuchs meinen Pfad. Sein dichtes rotes Winterfell lässt ihn sehr flauschig und groß wirken.
Auch er bleibt stehen, schaut mich neugierig an. Kurz treffen sich unsere Blicke. Er wirkt sehr entspannt, vielleicht merkt er, dass von mir keine Gefahr aus geht. Der Augenblick hält nur kurz an und so setzt er seinen Weg langsam fort.

Irgendwie bringt mich diese kurze Begegnung ein bisschen zur Ruhe und ich weiß wieder, warum ich solche Wanderungen liebe.
Tatsächlich denke ich auch Monate später noch an diese kurze Begegnung und sie macht mich irgendwie immer noch glücklich.

Nach dem schönen Fuchs Erlebnis, ist leider auch das Urwaldprojekt vorbei und es geht in die nächste kleine Ortschaft. Der Schnee wird zu Schneeregen und als ich die Naab auf der Brücke überquere wird es ziemlich windig und kalt.
Doch bald geht es wieder in den Wald hinein. Ein bisschen bergauf, Schnee wandelt sich zu Regen, der nach und nach verebbt. Tropfen schillern im Grau des Tages und Tropfen von den Tannenzweigen in mein Genick.
Auch hier finden sich wieder dicke Felsen und Moos an den Bäumen.

Nach einem knackigen Anstieg geht es wieder hinaus aus dem Wald in die nächste Ortschaft. Dort wartet eine Herde Schafe am Waldrand und ein paar knorrige Apfelbäume, die noch immer die ungeernteten roten Äpfel tragen. Ein richtiger Farbklecks innerhalb des grauen Tages.

Ab hier geht es fast nur noch bergab, wieder durch den Wald, durch ein schroffes kleines Tal, umsäumt von Felsen. So ein schönes Fleckchen Erde!
Man hört nur die eigenen Schritte und das Tropfen vom Regen aus den Baumkronen über mir.
Und dann ist sie sichtbar!

Die Burg zu Kallmünz! Sie thront weit oben über dem kleinen Örtchen. Gerne würde ich hoch gehen und sie mir genauer anschauen. Aber als ich im Ort bin, sehe ich, dass die Busverbindung ziemlich mau ist und entscheide mich eher durch die kleinen Gassen zu schlendern.

Ich besuche natürlich noch die Hauptattraktion des Ortes. Das Haus ohne Dach. Dies ist direkt in den Felsen gebaut und so wie es aus sieht auch heute noch bewohnt. Niedlich sieht es aus, dieses grüne Häuschen. Fast so, als wäre es aus einem Fantasy-Roman entsprungen.
Auch die anderen Häuser zeugen von langer Historie. Krumme Fassaden, die schon viel erlebt und gesehen haben – könnten sie nur sprechen!

Kleine Cafès und Restaurants sind ebenfalls vorhanden. Und während ich am andern Ufer sitze und hinauf zur Burg sehe, weiß ich, dass ich eines Tages wieder hier her kommen werde. Immerhin muss die Burg noch erstürmt werden!
Nachdem ich meine letzten Plätzchen gegessen habe, mache ich mich auf die Suche nach der Bushaltestelle. Diese ist mit ein bisschen falsch abbiegen (mein Kernkompetenz in Ortschaften 😉 ) auch bald gefunden. Der Bus kam auch mit etwas Verspätung und trug mich durch das Oberpfälzische Hinterland nach Regensburg.

Fazit:
Route: Jurasteig Etappe 1-4
Kilometer gesamt: 70,2 km in vier Tagen
Markierungen: Top (außer ein kurzer Abschnitt bei Bad Abbach), sogar mit Reflektoren versehen. Eigentlich hängt an jeder Abzweigung eine Markierung, sie sind auch meist nicht mehr als wenige Meter voneinander entfernt. Erreicht man eine, kann man meist in der Ferne schon die Nächste erspähen.
Man kann sich so gut wie nicht verlaufen – selbst im Dunkeln. Die Irrungen waren eigene Verwirrtheit. 😉

Tatsächlich reizen mich auch die weiteren Etappen. Vielleicht auch mal in einer anderen Jahreszeit. Herbst und Frühling könnte ich mir hier sehr gut vorstellen.
Allerdings würde ich in diesem Fall die Kilometer an den Tagen länger planen. 20 km Etappen sind an einem Tag super machbar und oft war ich schon viel zu Früh am Ziel. Ist man nicht im Winter mit kurzen Tagen und weniger gutem „Pausen-Wetter“ unterwegs, dann kann man sicher auch mal eine 30 km Etappe zwischen schieben.
Ob das Ganze mit dem Zelt und Campingplätzen machbar ist, habe ich noch nicht recherchiert, wäre aber eigentlich eine ziemlich tolle Route. Na, Freistaat, wie wäre es mal mit schönen Shelterplätzen wie in Schleswig-Holstein und Dänemark? Wäre doch sicher machbar! 🙂

Der Ritter- und Burgenweg sieht allerdings auch sehr verlockend aus, nicht nur wegen dem niedlichen Typ in Rüstung. ;-*

*Werbung – oder auch nicht. Weder für Anleitungen, Markennennungen, noch für musikalische Tipps werde ich hier bezahlt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.