Der Anfang des Regenbogens
Ich sitze schon wieder auf gepackten Koffern um ein Wochende woanders zu verbringen.
Dieses Rauskommen ist wichtig. Wenn auch zuweilen anstrengend.
Aber zuvor, da möchte ich noch von dem ersten kleinen Abenteuer auf Island erzählen.
Kurz hinter Reykjavík breitet sich der Halvfjörður aus den wir mit unserem Auto durchfahren. Die Stadt verlässt uns und gibt uns frei für die ersten grünen Hügel, die ersten Schafe, das erste kleine Abenteuer. Zuerst folgen wir noch der Ringstraße, dann fahren wir rechts ab und schlängeln uns an Berg und Fjord entlang zu unserem nächsten Übernachtungsort.
Zuerst stellen wir unser – zuvor leider nass eingepacktes – Zelt auf einem Campingplatz ab und fahren zurück zum „Ende“ des Fjords. Unser Ziel ist Glýmur, der höchste Wasserfalls Islands.
Wir sollten bald lernen, Island ist voll von größten, höchsten, breitesten, wasserreichsten, buntesten, stinkensten…
Das Wetter ist schön, die Sonne scheint. Wir folgen dem Weg durch die Ebene, bis der Fluss sichtbar wird, der sich durch die schmale Schlucht schlängelt. Todesmutig erklimmen wir Aussichtspunkte, wandern durch kleine Tunnel und überqueren das Wasser über einen Baumstamm.
Irgendwann ändert sich das Wetter dort oben auf dem Berg, der vor uns liegt. Dunkle Wolken türmen sich auf und bleiben hängen. Ein Regenbogen bildet sich, nicht nur einer, zwei. Kreisrund begleiten sie uns unsere gesamte Wanderung. Würden wir wollen, wir könnten nun nach dem Goldtopf suchen. Doch wir lassen es lieber. Passt eh nicht ins Handgepäck beim Rückflug.
Je höher wir kommen desto stärker wird der Wind, stärker der Regen. Die Sonne scheint dennoch ungestört auf uns herab. Es wäre doch klüger gewesen eine Regenhose mit zu nehmen.
Wir folgen dem Pfad, haben einige Kletterpartien hinter uns und kommen schließlich oben, dort wo sich der Wasserfall dramatisch hinab stürzt, an. Brausend stürzt er sich an diesem Punkt 198 Meter in die Tiefe. Kaskadenartig, schwindelerregend. Über uns kreisen Möwen, deren Schreie im tosenden Wind ersticken.
Oben angekommen beschließen wir durch die Botnsá zu waten um auf der anderen Seite der Schlucht zurück zu wandern. Vor uns ein Regenbogen, über uns die Wolken, hinter und die Sonne. Sie zeichnet mit ihrem warmen Licht die unglaublichen Farben in die Landschaft.
Der Fluss ist kalt, die Füße haben kaum Halt auf den glitschigen Steinen, kurz gehe ich frischen – nur mit den Schuhen zum Glück. Kurze Rast, Füße wärmen, trocknen, die gar nicht so nassen Schuhe und Socken anziehen und weiter geht es. Der Sonne entgegen!
Auf dem Hügel werfen wir einen Blick zurück. Der Regenbogen prangt noch immer hartnäckig und leuchtend über dem Fluss.
Wir sind in Island. Das ist es. Genau so!
Auf dem Rückweg essen wir ein paar reife Blaubeeren und kommen sogar durch ein kleines Waldstückchen. Auch Wald gibt es hier!
Und mit nassen Hosen und nassen Haaren wandern wir hinab. Bald hört es auf zu regnen, wir sind der Wolke entkommen. Das Rauschen des Wasserfalls haben wir längst hinter uns gelassen. Die Sonne wärmt uns wieder auf.
Doch der beißende Wind bleibt.
Schnell zum Zelt, schnell in trockene Klamotten schlüpfen und mit Tee aufwärmen… Während die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwindet.
Übernachtet haben wir auf dem Campingplatz Þórisstaðir.
Einfacher Campingplatz. Warm Wasser vorhanden, aber keine Duschen.